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Regie
Hanne Scharnhorst
Ein Stück von Lena Kießling
Theater Anderland, Bremen
https://www.theater-anderland.de
Die Gakelinsel
„Gakelinsel“ - so nennt Sophias Großmutter die Insel, auf der sie zusammen entdecken, streiten, singen, leben.
Der kleinen Sophia geht schönes Wetter auf die Nerven, und wenn es stürmt fühlt sie sich besonders lieb. 'Lieb' direkt könnte man über die Großmutter nicht sagen, aber sie ist (fast) immer interessiert. Gemeinsam klären sie die großen und kleinen Fragen des Lebens, widersetzen sich dem Aberglauben, begegnen dem Mond, erwecken den Geisterwald zum Leben und verursachen einen Sturm. All dies begleitet von der freiheitsliebenden Inselkatze sowie dem Gakeln der Eisenten.
Eine Geschichte über
Mut, Eigensinn, das Leben und die Natur für Kinder ab 4 Jahren
Spiel: Lena Kießling
Regie: Hanne Scharnhorst
Premiere
Sa 16. 09. 2023 15.00 Uhr
Verschlingerin
Foto: Marf Mabo
Sound
Aus derselben Schüssel verschlingen Mutter und Tochter das Haar in einer Susie-und-Strolch-Manier, doch der Ekel hält fern von der Disney-Idylle. Verbunden von Mund zu Mund, scheinbar von Magen zu Magen durch einen dicken Zopf, ist es fast ein physischer Schmerz, der sich verstärkt durch Janna Bergers Stöhnen, als die Schere die Nabelschnur durchtrennt. Gemeinsam mit Kai Wenas hat Berger den Sound für dieses Theater-Film-Stück entwickelt, der im Wechselspiel mit dem Material ein permanentes Stimmungsschwanken erzeugt. Ihr Atem lässt Mutter und Tochter einander lieben, sich gegenseitig verschlingen, sich ersticken, als sich die Hände fest um das lange Haar der Perücke legen. Einen Augenblick lang entsteht hier gleichzeitig das Bild des kleinen Mädchens, das in all seiner Gefolgsamkeit sein Haar bändigt, um der Mutter zu gefallen. „Bin ich denn schön genug für dich?“ schwebt als sanft gesungene Frage immer wieder durch den Raum, die gemeinsam mit „Wolltest du andere Haare für mich?“ kulminiert zu: „Wolltest du immer ein Kind wie mich?“ Und was passiert mit diesem Kind, wenn es den Wolf trifft, die Realität der Natur erfährt und den nackten Leib schwer atmend windet? Fahren die eigenen Nägel in den Pelz, lang und schwarz lackiert – und dieser Atem – wächst dem Kinde wie der Mutter ein Wolfspelz auf dem Kopf, während die Muskeln des Frauenleibes im Wolfsbeat zucken.
Puppenspiel
So sehr sie sich selbst behaglich windet, so sehr ist es doch natürlicher Instinkt der Mutter, die Tochter zu schützen vor dem Wolf, das lange Haar der Perücke zu streicheln, die auf Hanne Scharnhorsts Rechter mit einem kleinen roten Käppchen obenauf als Puppe vollkommen ausreicht. Zuckend legt sich dieser Haarkopf an die Schulter der Spielerin, die in diesem Moment so aussieht wie sie selbst, jenseits der Fiktion. Als Mutter streichelt die freie Hand das blonde Haar, hält es ein Stückchen von sich fern – ist da nicht doch ein Profil – betrachtet es in mütterlicher Zärtlichkeit.
„Haare sind an und für sich eher etwas Lebloses, Totes“, sagt ein Zuschauer im Nachgespräch des Films, warum habe man sich also für dieses Material entschieden? Für die Puppenspielerin jedoch beschreibt er schlicht ihren Alltag. Denn „in der Wurzel“, so Hanne Scharnhorst, ist das „tote Material“ doch „sehr lebendig“. Den Beweis hat sie bereits zuvor erbracht, mit einer Perücke und einer roten Kappe.
Zurück zum Rotkäppchen
Womöglich tatsächlich von der Großmutter Katharina Böhl genäht, die als Stimme und projiziertes Foto – ist sie es, die plötzlich mit am Tisch sitzt als kleines Mädchen in Schwarz-Weiß – den roten Faden ihrer eigenen, auch jenseits der Fiktion existierenden, Biografie hineinwebt. Modistin war sie, die Kopfbedeckungen entwarf, vielleicht auch eine rote für die Enkelin? Wegen einer Erkrankung entfernte man ihr den Magen. Und es ist der Wolfspelz, der sich windet unter der Last des Haars der Tochter-Mutter, die sich sein Besitzer einverleibte. Als sie noch Kind war – hatte sie ihre Mutter bereits verloren – nahm sie das Gewehr des Vaters, nur zum Spaß. „Bums, fallera, hat’s gemacht“ und „hab‘ als beste geschossen von allen“. Jägerin ist diese Stimme aus dem Off und Tochter, Mutter, Großmutter, deren Rollen sich ineinander und einander verschlingen, ohne jemals physisch, jenseits ihrer Stimme aufzutreten. Denn das übernehmen die Folgegenerationen, doch die Großmutter spielen sie immer mit in ihrem verschlungenen „Müttergeflecht“.
Premiere: Donnerstag, 22.04.2021
Weitere Spieltermine: Freitag, 23.04.2021 | Samstag, 24.04.2021 jeweils um 20:00 Uhr
50 Minuten | Online-Stream + 40 Min. Künstler*innengespräch via Zoom
Tickets unter: https://fadenschein.reservix.de/events
Ein Film von systemrhizoma und hanneSCHARNHORST figuren theater
Konzept, Künstlerische Leitung, Figurenbau, Bühne, Spiel: Hanne Scharnhorst & Alba Scharnhorst
Kamera, Schnitt, Bildbearbeitung: Marf Mabo
Lichtdesign: Thimo Kortmann
Sounddesign, Komposition: Janna Berger & Kai Wenas Choreografie, dramaturgische Beratung, Produktionsleitung: René Reith & Selina Glockner
Kostüm: Bärbel Rabold
Zusammen mit: Theater Fadenschein, Schaubude Berlin
Gefördert durch: Die Braunschweigische Stiftung, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Richard Borek Stiftung, Rotary Club Braunschweig-Hanse
Spielbeteiligungen in Kooperation mit Theater Nöck:
Der Kitzelkönig (ab 5 Jahren)
Der kleine Bär und die lange kalte Winternacht (ab 4 Jahren)
2021
Beteiligung am Filmprojekt "Der Kitzelkönig" als Figuren- und Schauspielerin
2021
Kooperation hanneSCHARNHORST - SystemRhizoma
Filmprojekt: "Verschlingerin" - Haarige Szenen einer GrossMutterTochterWolf-Performance (Für Erwachsene)
Konzept, Regie, Spiel
Alle Produktionen sind immer wieder im Programm des
Theaters Fadenschein unter „FADENSCHEIN KLASSIK“ vertreten